Profil Ing. Dr. Fabio Taglioni

Ing. Dr. Fabio Taglioni
Italien

geboren am 10. September 1920
verstorben am 18. Juli 2001

Fabio Taglioni wurde am 10. September 1920 in Lugo di Romagna/Italien geboren. Sein Vater war Betreiber einer Werkstatt und so bekam der kleine Fabio bereits im Kindesalter Einblicke in die Welt der Motoren.
Nach seinem Studium an der Universität in Bologna und der Teilnahme am 2. Weltkrieg arbeitete er als Motorradkonstrukteur bei den Firmen Ceccato und Mondial. Im Jahre 1954 wechselte er dann zu Ducati Meccanica in Bologna. Dort stellt er bereits innerhalb von 6 Monaten mit der 100 ccm großen Gran Sport Marianna die erste richtige Rennmaschine von Ducati auf die Beine, und sie war auf Anhieb sehr erfolgreich. Zu jener Zeit wurde von Taglioni auch der erste Motorradmotor mit desmodromischer Ventilführung konstruiert, welcher den Grundstein für alle späteren Erfolge im Rennsport legen sollte.
Nach zahlreichen Einzylindern, viele davon mit dem berühmten Königswellen-Antrieb ausgestattet, konstruierte Taglioni 1963 die Apollo mit 1.260 ccm Hubraum und einem Vierzylindermotor in V-Form. Sie sollte in den U.S.A. als Polizeimotorrad den großen Harley Davidson Konkurrenz bieten. Obwohl sie letztendlich nicht in Serienproduktion ging, schuf diese Maschine mit ihrer ungewöhnlichen Zylinderanordnung die Grundlage zur Entwicklung eines zweizylindrigen V-Motors mit einem in Fahrtrichtung stehenden und liegenden Zylinder. Diese Zylinder-Anordnung im 90°-Winkel mit Desmo-Steuerung brachte Taglioni den Ruf eines genialen Konstrukteurs ein und wurde in der Folgezeit typisch für Motorräder aus dem Hause Ducati.
Zu jener Zeit bekam Taglioni auch den Spitznamen „Dr. T“. Zu verdanken ist dies dem damaligen amerikanischen Importeur Berliner, der immer Schwierigkeiten hatte, den Namen Taglionis richtig auszusprechen.
Anfang der siebziger Jahre baute Ducati dann den ersten Serien-V2 mit Königswellen-Antrieb, die 750 GT. Bereits am 23. April 1972 stellte diese Maschine ihre Fähigkeiten unter Beweis, indem mit einer Rennversion die beiden ersten Plätze bei den „200 Meilen von Imola“ belegt werden konnten. Als Fahrer waren Paul Smart und Bruno Spaggiari erfolgreich. Die Basis für spätere Modelle wie die Sport und Supersport, als auch eine Hubraumerweiterung auf knapp 900 ccm und später 1.000 ccm war geschafften.

Ein weiterer großer und weltweit beachteter Erfolg auf einer Königswellen-Ducati war der glorreiche Sieg von Mike Hailwood 1978 während der Tourist Trophy auf der Isle of Man. Hailwood konnte bei seinem Comeback nach mehreren Jahren im Automobil-Rennsport sensationell den Lauf zur TT Formel 1 Weltmeisterschaft gewinnen.
Die letzte Entwicklung von Taglioni, was auch die Ablösung der Königswellen-Modelle darstellte, war die 1977 vorgestellte Baureihe der Pantah-Motoren. Sie zeichnete sich besonders durch einen geräusch- und wartungsärmeren, aber auch weniger aufwändigen Antrieb der Ventilsteuerung mittels Zahnriemen anstatt einer Königwelle aus. Als erstes Modell ging 1979 die 500 SL Pantah vom Band, der im Straßenbetrieb bald größere und verbesserte Versionen folgten.
Dieser neue Motor wurde von Ducati dann auch zum Anlass genommen, sich nach längerer Unterbrechung wieder aktiv als Werksteam im Rennsport zu beteiligen, anfänglich jedoch nur in der italienischen Meisterschaft. Für die 1981er Saison wurde von Taglioni sogar ein eigener Rahmen gezeichnet, die TT-Ducatis waren geboren. Mit den TT2-, TT1- und F1-Rennern wurden in den Folgejahren auf dem ganzen Globus zahlreiche Siege und Meisterschaften eingefahren.
Das Pantah-Triebwerk mit zwei Ventilen pro Zylinder wurde bis zum Hubraum von 750 ccm weiterentwickelt und noch bis 1997 in der 750 Supersport verbaut.
Taglioni verließ bereits 1986 offiziell aus Altersgründen Ducati. Auch danach blieb er der Firma als viel beachteter und hoch angesehener Berater treu, er war nun bereits zur Legende geworden. Nun konnte er sich aber auch intensiv seinen Hobbys widmen, der Orchideenzucht und der Malerei. Am 18. Juli 2001 verstarb Fabio Taglioni zu Hause in Bologna an Herzversagen. Er hinterließ seine Ehefrau Norina und seine Tochter Piera. Mit seinem Tode verlor die Welt einen der genialsten Motorradkonstrukteure. Die Marke Ducati wäre ohne ihn nicht das geworden, was sie heute ist.

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Hier wird der erste fahrbare Prototyp der Pantah 500 vom "Dottore" persönlich bei Testfahrten inspiziert Ein Testfahrer schildert hier gerade seine Fahreindrücke auf der neuen 600 SL Pantah. Die Aufstockung des Hubraumes auf 600 ccm war die logische Konsequenz zum Werksengagement in der TT2-Rennserie. Taglioni war immer wieder an den Rennstrecken zu finden, denn hier zeigten sich am ersten die Stärken und Schwächen seiner Konstruktionen
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Dr. T. zusammen mit Massimo Bordi hinter einen Triebwerk für die 750 F1 RACING Gruppefoto hinter einer 750 F1 RACING. Links neben Taglioni stand Giuliano Pedretti, auf der rechten Seite Franco Farnè. Sogar Kenny Roberts, damals in der Grand Prix Szene auf einer 500er Zweitakt Yamaha unterwegs, testete hier unter den Augen von Taglioni und Farnè eine spanische Cobas, die von einem Ducati Pantah-Motor angetrieben wurde
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Ein Autogramm Taglionis auf einem Prospekt seiner letzten Schöpfung: der 750 F1 aus der Serien-Fertigung mit Straßenzulassung

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