8-Stunden-Rennen am Nürburgring (D) 1985

Bericht aus dem Gericke-Katalog 85/86:

Es war an einem Sonntag, 8. September 1985. Zu diesem Zeitpunkt fand auf dem Nürburgring der vorletzte Lauf der Saison zur Langstrecken-Weltmeisterschaft statt. Für das Gericke-Ducati-Team gingen die Piloten Manfred Fischer und Dieter Rechtenbach auf einer Werks-Ducati 750 F1 an den Start.

"Als die Startflagge zu diesem 8-Stunden-Rennen fällt rennen die Piloten zu ihren Maschinen, Motoren heulen auf und die Hetzjagd gegen die Uhr ist eröffnet. Manfred Fischer, der die Gericke-Ducati auf den sensationellen zehnten Startplatz gefahren hatte, erwischt einen Super-Start, platziert sich in Lauerstellung hinter den übermächtigen Vierzylinder Werks-Bikes von Honda und Suzuki. Nur kein Risiko eingehen, keine gewagten Manöver, zusammengezählt wird am Schluss. Wer sich hier in den ersten Runden mit Wahnsinns-Rundenzeiten an die Spitze des Feldes fährt, der muss nach acht Stunden längst nicht die meisten Durchläufe an Start und Ziel auf dem Konto haben.

Es beginnt zu regnen. Der mit Öl und vom Gummi-Abrieb der Formel 1-Boliden ohnehin schon bis an die Grenze der Befahrbarkeit verdreckte Grand-Prix-Kurs macht das Fahren zum Lotteriespiel. Zahlreiche Piloten verabschieden sich mit mehr oder weniger eleganten Stürzen vom Rennen. Manfred Fischer, der trotz des Schmierseifen-Belags und des stärker einsetzenden Regens weiterhin mit profillosen Slicks unterwegs ist, trägt die Werks-Ducati mit viel Gefühl um den Kurs.

Nach knapp eineinhalb Stunden ist an der Gericke-Box Fahrerwechsel angesagt. Dieter Rechtenbach, im Gegensatz zu Fischer seit Jahren mit den Zweizylinder-Ducs bekannt, macht sich fertig für den nächsten Turn. Rechtenbach legt von Anfang an Fabelzeiten auf den Eifel-Kurs. Er scheint mit den katastrophalen Streckenverhältnissen keine Probleme zu haben, das HG-Team holt pro Runde bis zu drei Plätze auf. Kritische Gesichter bei Hein Gericke und seinen Mannen. Hoffentlich geht Dieters wahnsinnige Aufholjagd nicht ins Auge. Und kurz darauf passiert's: "Startnummer 36, Sturz in der Ford-Kurve", dröhnt es aus dem Streckensprecher.

Bange Minuten, die drei Ducati-Werksmechaniker bekommen Arbeit. Kurz darauf ist Dieter Rechtenbach an der Box. Die Maschine sieht übel aus, fast die gesamte rechte Maschinenseite deutet auf Totalschaden. Kein Thema für die italienischen Super-Schrauber - nach 25 Minuten ist Rechtenbach wieder im Rennen. Doch die Freude währt nicht lange. Erneuter Sturz nach kaum einer Viertelstunde. Alles wie gehabt: Nach einer knappen halben Stunde ballert die Duc wieder los, Manfred Fischer liefert konstant sichere Rundenzeiten knapp über zwei Minuten. Kurz nach dem erneuten Wechsel an Dieter Rechtenbach dann das endgültige Aus: Sturz auf einem Ölfleck, das Material ist aufgebraucht, Ende der Vorstellung."

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Vorsichtig lassen die beiden Mechaniker bei den Werks-Ducatis die Motoren warmlaufen  An beiden Maschinen werden die Verkleidungsschlitze für die Ölkühler zugeklebt, um im Renneinsatz die optimale Öltemperatur zu erreichen Noch einmal ein Check des Vorderrades Giuliani Petretti, Manfred Fischer und Hein Gericke, der diesen Einsatz der Werks-Ducatis mit seinen Gericke-Fahrern eingefädelt hat
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Links hinten steht Dieter Pasch, der damalige Schrauber von Dieter Rechtenbach Manfred Fischer im Fahrerlager Letzte Sitzprobe mit Anpassen der Knieschleifer vor dem Einsatz Manfred kam als amtierender Deutscher Meister in der Klasse bis 500 cc auf der Viertakt-Ducati auf Anhieb gut zurecht, obwohl er bisher auf Zweitaktern erfolgreich war
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Die beiden Piloten Dieter Rechtenbach und Manfred Fischer im Gespräch Boxenstopp mit Übergabe der Maschine an Dieter Rechtenbach Manfred Fischer in voller Schräglage

Alle Fotos DR

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